Mit einer E-Mail vom 06.05.20 teilt der Präsident des Fußall- und Leichtathletik-Verbandes den Vereinen mit, dass das Präsidium des FLVW die Aufstiegsregelungen festgelegt haben. Im Folgenden das Anschreiben im Wortlaut:

“Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Vereinsvertreterinnen und Vereinsvertreter,

der Verbands-Fußball-Ausschuss ist Ihrem Wunsch gefolgt, dem Wunsch des weit überwiegenden Teils der westfälischen Vereine. Er hat gestern Abend dem Präsidium des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) seine Empfehlung zum Abbruch der Saison 2019/20 mit Wertung vorgelegt, und wir haben dem Entwurf einmütig zugestimmt. Jetzt muss ein Außerordentlicher Verbandstag entscheiden.
In den vergangenen Wochen hatten wir Sie um Ihre Meinung gebeten. 88,4 Prozent unserer Vereine wollten bei einer Umfrage den Abbruch der Saison, diese Auffassung haben viele von Ihnen in mehr als 30 Videokonferenzen mit insgesamt 312 Vereinen noch einmal bestätigt. Denn – auch wenn eventuell bald wieder ein erstes Training auf dem Platz möglich sein wird – von Fußballspielen sind wir weit entfernt. Fußball ist – unbestritten – ein Kontaktsport, zu gefährlich, um voreilig und ohne ausreichende Schutzmaßnahmen zum Mannschaftssport zurückkehren zu können. Was selbst in der 1. Fußball-Bundesliga trotz eines kostspieligen Hygieneplans los ist, haben Sie sicherlich mitbekommen.
In unseren Gesprächen haben Sie immer wieder betont, „lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“ zu wollen. Sie wollten Planungssicherheit und einen Neuanfang, sobald er möglich ist. Gleichzeitig sollten aber die Leistungen der Mannschaften in der bisherigen Saison gewürdigt werden. Ihren Ansprüchen gerecht zu werden, war keine leichte Aufgabe für den Verbands-Fußball-Ausschuss, und wir sind uns darüber im Klaren, dass wir nicht jeder der 6641 Mannschaften (Herren und Frauen), die am Spielbetrieb beteiligt sind, gerecht werden können. Das tut uns leid! Aber – und das möchte ich hier ausdrücklich betonen – wir haben all unsere Mittel ausgeschöpft, um eine Lösung zu finden, um die bestmögliche und fairste Lösung für den Großteil unserer Vereine zu finden und den Gegebenheiten in all unseren Staffeln gerecht zu werden.
Wie sieht nun dieser Vorschlag des Verbands-Fußball-Ausschusses zur Wertung der Saison konkret aus? Es wird keine Absteiger, sondern nur Aufsteiger geben. Zur Berechnung dieser hat der VFA ein Modell entwickelt, wonach sowohl der aktuelle Tabellenführer als auch der Hinrunden-Erste aufsteigen werden. Bei einer unterschiedlichen Anzahl absolvierter Spiele greift eine Quotientenregelung. Konkret bedeutet das:
1. Die Vereine, die nach der aktuellen Tabelle auf dem ersten Tabellenplatz stehen, steigen in die nächsthöhere Spielklasse auf (Ziffer 2 ist zu beachten).
2. Sollten nach dem aktuellen Tabellenstand Mannschaften nicht die gleiche Anzahl an ausgetragenen Spielen haben, wird die Platzierung für einen möglichen Aufstiegsplatz (z. B. in der Oberliga Westfalen Tabellenplatz 2) durch eine Quotientenberechnung (es werden drei Nachkommastellen analog eines Hare-Niemeyer-Verfahrens gelegt) ermittelt:
• Punkte geteilt durch Anzahl der ausgetragenen Spiele
• Bei Quotientengleichheit ist die Tordifferenz entscheidend. Sollte auch diese gleich sein, zählen die meist geschossenen Tore.
3. Sollte die so ermittelte Mannschaft nicht mit dem Tabellenersten der Hinrunde übereinstimmen, dann steigt der Tabellenerste der Hinrunde ebenfalls auf. Bezüglich der Ermittlung des Tabellenersten der Hinrunde wird Ziffer 2 zugrunde gelegt.
4. Bei Verzicht oder Nichtzulassung eines Aufsteigers, nimmt die nächstbeste, aufstiegsbereite und zugelassene Mannschaft (Oberliga bis Tabellenplatz 4, Westfalen- bis Bezirksliga bis Tabellenplatz 3) der jeweiligen Staffeln (bei Frauen bis Tabellenplatz 4) deren Platz ein.
Durch den Abbruch aufgrund der Corona-Pandemie würden wir also in Westfalen weit mehr Aufsteiger haben, als wir zu Beginn der Saison geplant hatten. Deshalb schlägt der VFA vor, für die kommende Saison die Bezirksliga-Staffeln von derzeit zwölf auf 14 zu erhöhen. Zudem soll es eine weitere Landesliga-Staffel geben. Damit wollen wir zu große Staffelgrößen und längere Fahrtwege für Sie vermeiden. Auch für die Bezirksligen gibt es zusätzliche Aufsteiger aus den Kreisen. Ähnlich wird auch im Frauenfußball verfahren werden: Statt der üblichen18 wird es 23 Aufsteiger aus den Kreisen und deshalb eine zusätzliche Bezirksliga-Staffel geben. Die endgültigen Staffelanzahlen und die dazugehörigen Einteilungen können jedoch erst dann bestimmt und vorgenommen werden, wenn der VFA das Datum für einen neuen Saisonstart kennt.
Der Jugendfußballbereich strebt grundsätzlich eine analoge Regelung an, muss aber auch den strukturellen Unterschieden zwischen dem Senioren- und dem Juniorenfußball Rechnung tragen, sodass eine vollständige Deckungsgleichheit mit den Regelungen im Seniorenbereich nicht zustande kommen wird. An der endgültigen Empfehlung wird noch intensiv gearbeitet, immer in Abstimmung mit den Kreisjugendausschüssen. Aus diesem Grund und weil auch hier die endgültigen Entscheidungen der Legitimation durch einen a.o. Verbandsjugendtag bedürfen, ist eine detaillierte Aufstiegsregelung noch nicht möglich.
Rechtskräftig ist diese Empfehlung trotz einstimmiger Zustimmung allerdings noch nicht. Am 11. Mai beraten die Kreisvorsitzenden gemeinsam mit dem Präsidium in der Ständigen Konferenz über die VFA-Empfehlung. Anschließend wird ein außerordentlicher Verbandstag im Juni über den endgültigen Saisonabbruch mit der vorgeschlagenen Wertung abstimmen. Dies ist nötig, weil unsere Satzung und Spielordnungen einen Abbruch der Saison nicht vorsehen.
Ich bitte auch hierfür um Ihr Verständnis. Die Art und Weise des Austausches zwischen Verband und Ihnen, den Vereinen, in den vergangenen Wochen war von gegenseitigem Verständnis und Respekt geprägt. Vielen Dank für zahlreiche E-Mails mit
Vorschlägen zur Saisonwertung. Vielen Dank für Ihre offenen Worte und Ihre klare Meinung. Und vielen Dank auch für Ihre Geduld. Ich bitte Sie herzlich, dies beizubehalten, so schwer dem ein oder anderen die Akzeptanz dieser Regelung fallen mag. Ich kann nachvollziehen, wie bitter es ist, die Hoffnung auf einen eventuell noch möglichen Aufstieg begraben zu müssen. Ich danke Ihnen schon jetzt, dass Sie sportlich fair und solidarisch eine nicht ganz oder nicht nur sportliche Lösung der Aufstiegsfrage respektieren. Der Fußball-Ausschuss hat sich gewissenhaft alle Ligen genau angeschaut, um die Empfehlung so fair wie möglich zu gestalten. Es war keine leichte Aufgabe, und die Lösung ist nach meinem Empfinden durchaus salomonisch. Dafür richte ich an dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an dieses Gremium.
Ich hoffe, dass die mit dieser Empfehlung des VFA und des Präsidiums entstandene Planungssicherheit für Ihren Verein und vor allem Ihre Aktiven die Enttäuschung überwiegt, die Saison nicht zu Ende spielen zu können. Seien Sie versichert: Wir fühlen mit Ihnen und wünschen Ihnen, dass Sie in der neuen Saison – wann immer die auch beginnen mag – sportlich das erreichen, was Ihnen jetzt versagt blieb, versagt bleiben musste.”

Herzliche Grüße
Ihr Gundolf Walaschewski FLVW-Präsident

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